“Children of Sanchez” starts out with a barrage of electric and bass guitar mixing the colors. The contrasting change from romantic sounds to a Spanish temperament,with delicate drums and piano on velvety horns: the thrilling percussionists, controlled by irrepressible love of music and ornamental pleasure, shows enormous flexibility.”
09.05.2016 18:01 Von Elfi Braschel
Friedrichshafen Furios und fantastisch anders
Im Muttertagskonzert “Mal anders” im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen legt das Symphonische Jugendblasorchester einen fulminanten Auftritt hin.
Auf neuen Wegen: Das Jugendblasorchester brillierte mit einer hinreißenden Mischung aus Orchester-Sounds und Gesang. | Bild: Rüdiger Schall
Einsam hämmert ein Schlagzeuger drauf los. Die anderen Stühle sind noch leer, auch Alain Wozniak macht sich noch rar. Dann erst laufen die Orchestermitglieder ein und nehmen Platz. Mit mächtig schmetterndem Blech und bombastischem Tutti-Klang fallen sie mit ein. Sämtliche Urwaldgeräusche tönen heraus, bis hin zu gekonnt schrill abschmierenden Trompetenstößen der “Elefanten”. Wozniak hat sich jetzt ebenfalls dazu gesellt und dirigiert mit vollem Körpereinsatz.
Schon der Beginn des Muttertagskonzerts des Symphonischen Jugendblasorchesters, “Two Worlds aus Tarazan”, zeigt spannende andere Facetten als sonst, und es sollen weitere folgen. “Mal anders” heißt deshalb auch das Programm, weg von der Klassik hin zu weltbekannten Hits aus dem Pop- und Rockbereich und der Filmmusik. Nicht zuletzt überraschen die großartigen Gesangseinlagen. Unterstützt wird das Jubla von Ehemaligen und einigen Musiklehrern. Am Flügel sitzt Musiklehrerin Adriana Lang. Doch wäre der Orchesterstamm nicht so solide und treffsicher, käme es nicht zu solch mitreißenden Leistungen. Viola Sauter und Sophie Kunz haben den Dreh raus, wie man pfiffig und informativ durchs Programm führt.
Als hätten die Jugendlichen nur darauf gewartet, endlich mal so richtig loszulegen, entlädt sich eine Energie, wie bei einem ausbrechenden Vulkan.
Auch “Children of Sanchez” startet mit einem Trommelfeuer durch, E- und Bass-Gitarre mischen ihre Klangfarben darunter. Die kontrastreichen Wechsel von romantischen, getragenen Klängen zu spanischem Temperament, von zartem Glockenspiel und Klavier auf samtigen Bläsern zu losfetzenden Percussionisten, gesteuert von unbändiger Muszierlust, zeigt enorme Flexibilität. Erste Sahne darin ist Niklas Biesers weiches, feines Flügelhorn-Solo. Hinreißend gefühlvoll und ganz Profi-Sängerin malt Adriana Lang die Ballade “Make You Feel My Love” von Bob Dylan aus. Begeisternd nah am Original singt sie noch den aktuellen Titel “Rolling in the Deep” von Adele Adkins. Und auch hier macht das Spiel mit dem Licht zusätzlich Atmosphäre.
Der große Star ist jedoch Vollblutmusiker Magnus Heimpel. Er spielt E-Bass und Schlagzeug, und nun singt er auch noch. Schon mit “Somebody to Love” macht er Furore. Mehr Herzblut kann man in den “Queen”-Titel nicht legen. Stimmumfang und Stimmfärbung ähneln sogar verblüffend dem legendären Frontsänger Freddie Mercury. In der “Bohemian Rhapsody” ist Heimpel nicht mehr zu bremsen. Jetzt zieht er alle Register und scheint um sein Leben zu singen, derart energiegeladen, dass es einen umhaut.
Bewundernswert, mit welcher Gewandtheit das Orchester hier die vielen anspruchsvollen Wendungen, Stimmungs-, Rhythmus- und Tempiwechsel bewältigt und dabei noch mit echtem “Queen”-Sound die Bühne rockt. Solistisch glänzt hier Oliver Arndt an der E-Gitarre mit den für diesen Sound typischen jaulenden, virtuosen Gitarrenriffs.
Dass dieses Stück die größte Herausforderung war, kann man verstehen, zu spüren war es nicht. Bei “The Best of Earth Wind & Fire” schwelgen die Jugendlichen knackig vorwärtspreschend im furiosen Soul/Funk/Motown-Stil und lassen keinen Zweifel daran, wie gut sie diesen Rhythmus beherrschen und wie wohl sie sich damit fühlen.
In den Soundtrack-Highlights aus dem Film “Brave” geht es auch wieder virtuos durch verschiedene Musikebenen, bis die Jubla blitzend und krachend im Galopp einen explosiven Schluss hinlegt. Auftrumpfen können sie auch im Rock-Mix von Bon Jovi, und wie gewohnt machen die teils gegenläufigen Rhythmen keine Mühe. “Mal anders” war abwechslunsgsreich, furios und einfach fantastisch anders.